Rassismus betrifft jeden!

Ein Bericht über den Workshop „Vielfalt zum Anfassen – SchülerInnen gegen Antisemitismus“

von Sven Banik, Nahla Goletic & Lilian König (9c)

„Stellt euch ein Zebra vor“, sagt Herr Nouri von der Projektgruppe Jumu und eröffnet damit den dreistündigen Workshop „Vielfalt zum Anfassen“ am 17.09.2020. Wir schmunzeln und sind gespannt, was wir mit dem Zebra anstellen sollen. „Was meint ihr, ist das Zebra ein weißes Tier mit schwarzen Streifen oder ein schwarzes Tier mit weißen Streifen?“ Die Meinungen fallen unterschiedlich aus, die meisten vertreten aber die – laut den Referenten außergewöhnliche – Meinung, dass es weder das eine noch das andere sei. Er spinnt das Gedankenexperiment weiter und fragt, wie wir uns eine Kirche und eine Moschee vorstellen. Die Erkenntnis ist interessant, denn wir, die Schüler der Klasse 9c am Gymga, stellen uns eine Moschee anders vor als die Gebäude in den arabischen Ländern. „Das hängt mit Denkmustern zusammen, die wir durch die Anpassung an unsere Gesellschaft und auch durch unser Selbstbild haben“, erklärt Herr Nouri. Diese Denkmuster ziehen sich in etlichen Bereichen durch, so auch, wenn wir an bestimmte Menschengruppen denken, wie z.B. an einen Juden und einen Moslem. Das wiederum begünstigt Rassismus.

Rassismus betrifft aber nicht nur andere, sondern auch uns selbst. Auf die Frage hin, ob wir selbst schon einmal Rassismus miterlebt haben oder selbst diskriminiert wurden, melden sich fast alle SchülerInnen der Klasse. Den Satz „Du sprichst aber gut deutsch“ haben viele von uns schon einmal gehört, weil wir nicht „deutsch“ aussehen, obwohl wir es sind. Und wer „deutsch“ aussieht, hat vielleicht schon einmal einen „Alman-Witz“ über sich ergehen lassen müssen.  

Was uns die Referenten Herr Sandler, Herr Nouri und Herr Labari mit einer gesunden Mischung aus Ernst und Humor beibringen, ist, welche Ausmaße Rassismus und Antisemitismus annehmen können. „Es ist ein Wunder, dass ich heute hier bin“, sagt Herr Sandler und bannt uns mit einer Geschichte über seine Familie, die nur fortbestehen konnte, weil seine Urgroßmutter mehr oder weniger per Zufall einer Massenerschießung durch die Nazis entgehen konnte. 

Am Ende der Veranstaltung sind wir uns einig: Durch die Offenheit der Referenten, die persönliche Note des Workshops und – wir wollen es nicht verschweigen – den kulinarischen Abschluss mit Baguettes und Nachspeisen, die koscher und halal sind, haben wir viel über die Entstehung und Auswirkungen von Rassismus und Antisemitismus gelernt und fangen an, manche Dinge anders zu sehen.