Ein spannender Einblick in den Polizeialltag und unsere Fragerunde

Am Montag, den 24. Juni, hatten wir das große Vergnügen, Frau Pesch in unserem Politik-Wirtschaft-Bilingual-Kurs begrüßen zu dürfen. Unser Kurs beschäftigt sich im Moment mit dem Thema Jugendstrafrecht bzw. Jugendkriminalität und hat passend zum Besuch ca. 30 Fragen für Frau Pesch vorbereitet, für die sich der Kurs brennend interessiert.
Doch jetzt erstmal zu Frau Pesch: Mit etwa 35 Jahren Erfahrung im Polizeidienst und ihrer Ausbildung, die sie 1993 in Brühl abgeschlossen hat, brachte sie eine Fülle von wertvollen Einblicken und spannenden Geschichten mit. Sie erzählte uns, dass sie bereits im Wachedienst auf der Wache in Rheydt tätig war und zusätzlich im Alarmzug diente. Genauso war sie 10 Jahre in der Kriminalpolizei tätig, bevor sie vor zwei Jahren zum Opferschutz und zur Kriminalprävention wechselte – zwei Themen, die in unserer Fragerunde von großer Bedeutung waren.
Demnach schilderte Frau Pesch uns auch einen Tag im Leben einer Polizistin, beginnend damit, dass sie im Büro (Rheydt) das Lagebild studiert und Unterlagen zu Verbrechen, bei denen ein Opfer enthalten ist (sowie bei Raub und Erpressung), durchliest und einschätzt. Doch dabei endet ihr Einsatz nicht: Sie betreibt passend zu ihrer Abteilung auch Netzwerkarbeit und trifft sich ebenfalls mit Organisationen. „Ich bin sozusagen das Bindeglied zwischen der Polizei und den Hilfsorganisationen“, behauptete unser Gast.
Sie hat uns eindrucksvoll geschildert, wie sie als erste Ansprechpartnerin im Hinblick auf die Opfer agiert und diese bestmöglich unterstützt. Sie begleitet die Betroffenen durch das gesamte Strafverfahren bis hin zur Gerichtsverhandlung und arbeitet, wie bereits aufgegriffen, eng mit Organisationen wie dem Weißen Ring, Frauenhäusern und Frauenberatungsstellen zusammen. Beeindruckend war auch, dass sie Frauen persönlich zu Frauenhäusern begleitet hat.
Im weiteren Verlauf der Fragerunde ist Frau Pesch auch auf die emotionalen Herausforderungen in ihrem Job eingegangen. Besonders berührend erscheinen ihr die Fälle mit alten Menschen und Kindern, die Zufallsopfer von Gewalt oder Raub werden. Man sollte sich also merken, dass hinter den Uniformen auch Menschen mit einem Herz stecken, die ebenfalls sensibel sein können.
Im Anschluss antwortete Frau Pesch auf die Frage, ob es mehr Erwachsenen- oder Jugendstraftaten gibt, dass es deutlich mehr Straftaten von Erwachsenen gibt, obwohl auch Jugendstraftaten ein weitreichender Aspekt sind, den man laut der Beamtin mit den einflussreichen sozialen Medien begründen kann.
Auf die Frage „Gibt es einen typischen Täter?“ hielt Frau Pesch entgegen, dass es kein typisches Profil gibt und man diese Frage nicht pauschalisieren kann. Trotzdem kann man ihr zufolge die Straftäter mit dem Durchschnittsalter sowie dem Umfeld und vielleicht auch dem Freundeskreis mit den verknüpfen.
Sie sagt, dass Straftäter oftmals schwer vorhersehbar sind. Die häufigste Jugendstraftat ist der Ladendiebstahl.
Doch was ist die Konsequenz?
Folglich wird man zusammen mit den Erziehungsberechtigten bei der Polizei vorgeladen und es besteht die Möglichkeit, eine Aussage zu machen. Im zweiten Schritt geht der Fall zur Staatsanwaltschaft. Dabei kommen verschiedene Reaktionen der Betroffenen auf: Manche sehen es ein und manche streiten den Fall ab.
Als es dann zu den offeneren Fragen wie „Wurden Sie schon mal verletzt?“ oder „Was halten Sie von den jetzigen Strafen?“ kam, stellte sich heraus, dass Frau Pesch schon dreimal Teil einer Verfolgungsjagd war, öfter leicht verletzt wurde und härtere Strafen für sinnvoll hält. Dabei hob sie jedoch hervor, dass die sogenannten Konsequenzen nicht dazu dienen, jugendliche Täter zu bestrafen, sondern zu erziehen. Kinder unter 14 Jahren werden psychologisch begutachtet.
In besonderen Fällen, wie bei den „Ghettokids“ aus Rheydt, die raubten und gewalttätig wurden, landeten drei von sechs Jugendlichen beispielsweise in einer Jugendjustizanstalt.
Durch Präventionsarbeit in Zusammenarbeit mit Schulen und Organisationen können Straftaten reduziert werden. Denn vorbestrafte Jugendliche haben Schwierigkeiten, wenn es auf die Zukunft ankommt.
Mit einigen spannenden Redebeiträgen neigte sich die Fragerunde in der vierten Stunde dem Ende.
Der Besuch von Frau Pesch war nicht nur informativ, sondern auch packend, dadurch dass sie uns den Einblick in ihren Alltag gab. Wir danken ihr herzlich für ihre Offenheit und ihren Besuch bei uns.
Rayhana (Zainab) Abouelayoun, 8a