Ein gruseliger Lesenachmittag am GymGa

Zum zweiten Mal fand am 7. Februar 2017 der Lesenachmittag zum Motto „Grusel, Grauen, GymGa“ am Gymnasium an der Gartenstraße statt. Um 16.30 Uhr fanden sich 38 Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Klassen in der Aula ein, um gemeinsam einen schaurigen Lesenachmittag zu verbringen.

Begrüßt und begleitet wurden die Schülerinnen und Schüler von dem stellvertretenden Direktor Herrn van de Linde und den Lehrinnen und Lehrern Herrn Buchholz, Frau Gesell, Frau Hubert, Frau Karthaus, Frau Konermann, Frau Messing, Frau Röer und Frau Walter.

Nach einer schaurigen Einstimmung durch einen Auszug aus „Gespensterjäger“ von Cornelia Funke verteilten sich die Schülerinnen und Schüler gegen 17 Uhr in die angebotenen Workshops. Wie im letzten Jahr konnten die Schülerinnen und Schüler zwischen vier verschiedenen Stationen wählen: Lesezeichen oder Umschläge für die selbstgeschriebenen Geschichten basteln, Gruselgeschichten selber schreiben oder weiterschreiben, mitgebrachte Gruselbücher vorstellen oder vorlesen oder ein gruseliges Hörspiel hören. In diesem Jahr konnten sich die Schülerinnen und Schüler zudem mit gruseligen Motiven schminken lassen und schaurige Bilder ausmalen. Dabei waren die Schülerinnen und Schüler vollkommen frei, für welchen Workshop sie sich zuerst entschieden und wie lange sie den jeweiligen Workshop besuchen wollten.

Die Schülerinnen und Schüler nahmen mit großer Begeisterung an den Angeboten teil. In den geschmückten Klassenräumen verging die Zeit beim konzentrierten Geschichtenschreiben, gegenseitigen Vorlesen, kreativen Lesezeichenbasteln und gespannten Hörbuchhören wie im Flug. Gemeinsam genossen die Schülerinnen und Schüler den Nachmittag und wechselten zwischen den unterschiedlichen Angeboten hin und her oder blieben in einem Raum, um sich die komplette Zeit einer bestimmten Tätigkeit zu widmen.

Um 18.30 Uhr trafen sich alle wieder in der Aula. Dort stand noch ein letzter Höhepunkt bevor. Über 20 Schülerinnen und Schüler hatten im Vorfeld an einem Gruselkurzgeschichtenwettbewerb teilgenommen. Dabei mussten sie beachten, dass sie vorgegebene Stichworte benutzten, dass ihre Gruselgeschichte etwas mit dem GymGa zu tun hatte und dass die Geschichte einen Spannungsbogen enthielt. Unterstützung bei diesem Vorhaben erhielten sie im Vorfeld durch ihre Deutschlehrerinnen und Deutschlehrer.

Um die Spannung zu steigern, wurden die Siegerinnen des Kurzgeschichtenwettbewerbs von Platz 3 bis Platz 1 rückwärts bekannt gegeben. Wir gratulieren den diesjährigen Gewinnerinnen an dieser Stelle noch einmal sehr herzlich:

  1. Platz: Viktoria Stephan (Klasse 5b)
  2. Platz: Barbara Parfenov (Klasse 6a)
  3. Platz: Lena Heinen (Klasse 5b)

Die Siegerinnen lasen ihre Kurzgeschichten vor und kreierten durch ihre gelungenen Präsentationen eine schaurige Atmosphäre, die zum gemeinsamen Lesenachmittag passte.

Um 19.00 Uhr wurden die Schülerinnen und Schüler nun als ausgebildete „Geisterjäger“ zufrieden in den Abend entlassen. Wir freuen uns auf den Lesenachmittag im nächsten Jahr!


Im Folgenden finden Sie die drei Gewinnertexte:

3. Platz:

Lena Heinen, 5b

Gespensterflug im Nebel

Jahrelang wollte ich auch endlich alleine losziehen und dann, vor fünf Jahren, war mein großer Tag – oder besser meine große Nacht – gekommen.
Ich, Ida, war gerade 10 Jahre alt geworden, ging in die fünfte Klasse des GymGas und hatte viele Freundinnen. Zu meiner Familie gehörten meine Mutter Lotte, mein Vater Robert sowie wie meine kleine Schwester Louise. Wir waren also eine ganz normale Familie, wenn dann nicht unser Familiengeheimnis wäre. Ich stamme von einer viele Jahrhundert alten Gespensterfamilie ab. Schon meine Ur-ur-ur-ur-urgroßeltern spukten und erschreckten die Menschen und, ob ich wollte oder nicht – auch ich musste spuken! Also tagsüber war ich ein normales Mädchen und nachts ein schauriges Gespenst. Kurz nach meinem 10. Geburtstag meinten meine Eltern nun, dass ich alt genug wäre, als Gespenst zu spuken. Es sollte nämlich in dieser Nacht dicke Nebelschwaden geben, da könnte man sich perfekt drin verstecken. Eigentlich hatte ich ja keine Lust, bei diesem Wetter aus dem warmen Bett zu steigen, aber wer hat je schon von einem faulen Gespenst gehört. Es war kurz vor Mitternacht, Zeit den uralten weißen Gespensterumhang mit den großen, blutroten Flecken anzuziehen – noch schnell die Augen mit Kohle riesengroß und mit blutunterlaufenen Ringen angemalt, die Zähne ebenfalls blutrot gefärbt und ich sah schaurig gut und gruselig zugleich aus. Die Menschen würden gewaltig zusammenzucken und vor lauter Angst und Schrecken eine Gänsehaut bekommen. Mein Ziel hatte ich klar im Visier: das GymGa – denn dort hatten unsere Lehrer heute eine entsetzlich lange Sitzung, über die mein Deutschlehrer den ganzen Tag gestöhnt hatte. Das war perfekt! Jetzt sollte Ihnen mal ein eiskalter Schauer den Rücken herunter laufen – so wie uns immer, wenn sie mit ihren Tests und Arbeiten kamen. Nun aber los, denn die Geisterstunde dauerte ja bekanntlich nur von Mitternacht bis ein Uhr. Auf einmal hatte ich so ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. „Sei doch jetzt kein Angsthase“, beruhigte ich mich. „Kann ich das? Bin ich wirklich traurig und gruselig genug?“ Mein Herz klopfte bis zum Hals. Dann – was war das? Ich tauchte ein in die dunkle Nacht und den dichten Nebel und konnte plötzlich fliegen. Ich schlug Purzelbäume und Saltos, ritt auf Nebelschwaden und ließ mich hoch hinaus tragen. Vor lauter Freude kicherte ich wie verrückt. Ich versuchte auch mich riesengroß und klitzeklein zu machen – aber das klappte noch nicht so ganz. Auch meine Farbe in Neongrün zu wechseln, war gar nicht so einfach. Und dann – ganz unerwartet – schlug die Kirchturmuhr einmal. Ich flog gerade über das GymGa, als ich plötzlich wieder als normales Mädchen auf zwei Beinen auf der Straße stand. Die Geisterstunde war viel zu schnell zu Ende. Die Nacht war schaurig still und stockfinster. Schnell lief ich auf beiden Beinen ängstlich in der Dunkelheit nach Haus. Dort warteten meine Eltern auf mich, um gespannt über meinen ersten Ausflug als Gespenst zu hören. Erst da fiel mir auf, dass ich vor lauter Freude über das Fliegen, meine Aufgabe eines richtigen Gespenstes ganz vergessen hatte: Grauen zu verbreiten!!! Meine Eltern lachten ganz laut und meinten, so würde es fast jedem Gespenst bei seinem ersten Ausflug passieren. Das war schließlich schon bei meinen Ur-ur-ur-ur-urgroßeltern so und mit etwas Übung würde auch aus mir noch ein richtig gruseliges Gespenst werden.

2. Platz:

Barbara Parfenov, 6a

Nachts in der Schule

Ich habe noch nie daran geglaubt, dass Freitag der 13. ein Pechtag sein soll. Ich fand es immer albern, wie mein Kumpel Noah die Mädchen immer mit Geschichten über Geister gruselte.

Bis ich an einem Freitag dem 13. In der Schule übernachtete. Ich wusste schon immer, dass die Schule ein gruseliger Ort ist, aber nicht, dass sie so gruselig ist. Ich war gerade in die Klasse gekommen und schon hörte ich wie Noah, Alisa und Melissa schaurige Gespenstergeräusche machten. Mit den Dreien musste ich die ganze Nacht in der Klasse verbringen. Also eins war sicher: Ich würde eindeutig nicht viel Schlaf bekommen.

Ich legte meine Sachen auf einen der Tische und schaute aus dem Fenster. Keiner war mehr draußen, denn es war unheimlich dunkel. Ich hatte gerade das Fenster aufgemacht, als es plötzlich wieder zuknallte.

Alisa sah mit einem genervten Blick zu mir rüber und meckerte: „Also so kannst du uns eindeutig nicht erschrecken. Ein Fenster zuknallen und auch noch so unschuldig gucken. Denk dir mal was Originelleres aus!“. Aber ich sah nur noch erschrocken auf meine drei Klassenkameraden. Ich lief schnell zur Tür… Naja, das wollte ich zumindest. Aber stattdessen flog ich zurück gegen die Wand neben dem Fenster und stöhnte schmerzhaft. Alle waren gerade auf dem Weg zu mir, doch ich lief in die andere Richtung zur Tür. Ich versuchte sie aufzureißen, aber es klappte einfach nicht. Hatte uns jemand eingeschlossen?

Mir lief ein Schauer über den Rücken. Was wenn es … Nein, das konnte nicht sein, das ist unmöglich! Es gibt keine übernatürlichen Wesen! Das dachte ich zumindest.

Noah starrte die Tür an und hatte wahrscheinlich bemerkt, dass sie nicht aufging. Er stotterte: „Ge…Ge…Geister!“ Ich versuchte ruhig zu bleiben: „Nein, Noah. Es gibt keine Geister. Es gibt bestimmt eine logische und reale Erklärung. Vielleicht hat uns ja der Hausmeister…“.

Ich unterbrach mich selber. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Die Lichter flackerten. So als ob jemand sie dazu zwingen würde! Ich sah noch, wie Melissa drei Schritte zurückging, bis das Licht ganz ausging und die Dunkelheit in das Zimmer kam. Geheule war zu hören und ein Tisch hatte sich bewegt. Alisa sagte langsam: „ Das bin ich aber wirklich nicht!“ Ein blasses Licht kam zum Vorschein. Langsam konnte ich Noah und Alisa wieder sehen, sie waren außer sich. Doch wo war Melissa?! Ich hörte ein lautes Schreien und spürte, wie etwas gegen mich knallte. Ich konnte mich einfach nicht umdrehen. Das Licht wurde deutlicher und deutlicher. Letztendlich hat es die Gestalt eines Mädchens angenommen. Sie blickte zu mir rüber und ich glaubte, ich hätte geträumt. Das Mädchen sah haargenau aus wie Melissa. Sie schrie laut auf. Ihr Geschrei war so schrill, dass ich fast hinfiel. Sie kam näher zu mir. Sie hob die Hand, so als wolle sie mich berühren. Das Zimmer füllte sich mit Nebel. Jetzt hatte ich keinen Zweifel mehr, es war ein Geist. Ich wollte schnell rüber zu Alisa und Noah laufen, als ich auf einmal über etwas stolperte. Es war Melissa. Und wie es schien, schlief sie so fest, dass sie all das nicht bemerkte.

Das Geistermädchen näherte sich und sagte ganz langsam:“ David! Komm zurück! David!“

Sie wiederholte meinen Namen noch ein paar Mal und kam immer näher. Was sollte ich tun? Ich rief beängstigt: „Wer bist du? Was bist du? Was willst du von mir? SAG ES MIR!“

Sie hielt an und sah mich an. Es schien, als wäre sie beleidigt. Sie drehte sich um und ging geradeaus. Auf einmal drehte sie sich nochmal um und sah mich an.

„Pass auf, was du tust, denn Fehler kann man nicht rückgängig machen.“

Sie verblasste und schließlich verschwand sie. Das Licht ging wieder an und Melissa wachte wieder auf.

Was in dieser Nacht passiert war, konnte sich keiner von uns erklären. Wie wussten nur eins. Melissa, das ruhige, schüchterne, nette Mädchen, hatte uns etwas verschwiegen! Und ich bin mir sicher, dass diese Nacht was mit dem späteren Verschwinden von Melissa Kerov zu tun hatte. Aber mehr würde ich mich an eurer Stelle nicht einmischen. Denn nur der Gedanke macht jedem lebenden Wesen höllische Angst!

1. Platz:

Victoria Stephan, 5b

Die Geisternacht im GymGa

Donnerstag, 4. Stunde. Deutsch – und mir ist soo langweilig. Ich male in meinem Deutschheft herum.

„Was haltet ihr von einer Lesenacht im GymGa?“, fragt Herr Höckmann. „Jeder bringt Schlafsachen und eine schöne Geistergeschichte mit und wir machen uns eine spannende Gruselnacht.“

Meine Langeweile ist sofort verflogen. Alle finden die Idee toll.  Die Jungs sind aufgeregt und hecken schon Pläne aus, wie sie uns Mädchen erschrecken  können. Nur Emma ist etwas ängstlich und findet die Idee, mit den Jungs zusammen in der Schule zu übernachten nicht so toll, aber ich beruhige sie. „Keine Angst, es wird alles gut und den angeblich so mutigen Jungs werden wir schon zeigen, wer die Mutigeren sind. Ich habe da schon eine Idee…“.

Am nächsten Freitag ist es soweit. Die gesamte Klasse 5b und Herr Höckmann rücken mit Schlafsäcken, Luftmatratzen, Taschenlampen und Büchern an und machen es sich im Klassenraum gemütlich. Ich sehe, wie einer der Jungs den anderen etwas zeigt und dann verschwörerisch in die Mädels-Ecke schaut.

„Na warte“, denke ich, “Ihr werdet Euch noch wundern“ und blicke zu meiner Freundin Emma und den anderen Mädels, die ich in meinen Plan eingeweiht habe und die sich schon total auf die Reaktion der Jungs freuen.

Erst einmal machen wir es uns aber auf unseren Betten bequem und lauschen Herrn Höckmann. Er liest die Geschichte von HUI BUH, dem Schlossgespenst, vor. Die Geschichte ist lustig, aber auch ziemlich gruselig. Langsam werden alle müde und Herr Höckmann klappt das Buch zu. „Schluss für heute. Schlaft gut und träumt nicht zu viel von Geistern und Gespenstern. Vor allem nicht von Edgar, dem Schulgespenst, das hier in der Schule herumgeistern soll.“

Es wird ruhig. Von vorne hört man ein leises Schnarchen. Sehr gut, Herr Höckmann ist eingeschlafen. Jetzt kann der Spaß beginnen. Ich höre, wie die Jungs  sich leise an die Mädchenecke anschleichen und vermute, dass sie gleich die mitgebrachten Plastikspinnen und Kröten auf unser Lager schmeißen wollen. Doch dann scheppert es und die Jungs fliegen wild durch die Gegend. Prima, die unsichtbaren Fäden, die wir vor unsere Schlafecke gespannt haben, als es dunkel wurde, haben .

Herr Höckmann ist von dem Krach leider auch aufgewacht und sorgt für Ruhe. Bald ist es wieder still.

Doch dann hört man plötzlich in der Ferne ein leises Klappern und Stöhnen. Das kommt nicht aus der Jungsecke. Das kommt von draußen.

Die Jungs haben es auch gehört und verstecken sich ängstlich unter ihren Decken. Ich leuchte mit meiner Taschenlampe zur Matratze von Herrn Höckmann, doch die ist leer.

„Wir müssen der Sache auf den Grund gehen.“, sage ich. „Ladies first“, rufen die Jungs und verstecken sich hinter uns Mädchen. „Angsthasen“, denke ich, schnappe mir Emma und die anderen Mädchen, öffne die Klassentür und wage mich runter bis zur Schulhoftür.

Draußen auf dem Schulhof ist es neblig und dunkel. Man sieht kaum bis zu den Bäumen am anderen Ende des Schulhofs. Da ist es wieder, das Klappern und Stöhnen und mir läuft ein Schauer über den Rücken. Plötzlich sehe ich eine weiße Gestalt hinter den Baumstämmen verschwinden. „Ein Gespenst“, schreie ich und drehe mich zu den Jungs um. Doch die sind nicht mehr da, sondern schon mit lautem Gebrüll: „Hilfe, das ist Edgar, das Schulgespenst“ wieder in Richtung Klassenraum gerannt. Wir rennen hinterher und verstecken uns unter unseren Decken.

Plötzlich klopft es laut. Alle blicken angstvoll zur Tür, als diese sich öffnet. „Ist das hier die Klasse 5b?“, fragt eine tiefe Stimme. „Ich habe gehört, dass ihr hier eine Geisternacht veranstaltet und ihr habt mich, Edgar, den Schulgeist des GymGa, dazu nicht eingeladen?“ Als die weiße Gestalt den Klassenraum betritt, stolpert sie plötzlich über unsere unsichtbaren Fäden und das weiße Bettlaken fliegt in die Luft.

„Das ist ja Herr Höckmann“, rufe ich überrascht und alle atmen erleichtert auf. „Ich habe Euch eine Gruselnacht versprochen und das Versprechen wollte ich auch halten“, erklärt Herr Höckmann.“ „Als alle geschlafen haben, musste ich kurz auf Toilette und dann ward ihr alle weg. Ich sah Euch auf dem Schulhof und da dachte ich mir, jetzt spiele ich Euch mal einen Streich.“

Alle sind froh, dass das Gespenst nicht Edgar, sondern Herr Höckmann war, nur ich werde nachdenklich.

„Das heißt, Sie waren nur hier im Haus?“, frage ich. „Ja“, antwortet Herr Höckmann. „Wer war denn dann aber die weiße Gestalt auf dem Schulhof?“